Kutscherhaus

Das Kutscherhaus – ein schöner Name, der mir gut gefällt – stellt das verbliebene Erbe der Nordmannvilla dar. Es hat mir von Beginn an gefallen. Es besitzt keine Pracht, aber es hat etwas Eigenes. Das spricht mich an: das Eigene, Unverwechselbare.

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Aber es war auch in einem sehr ruinösen Zustand, dunkel, nass und die Innenräume einfach nur zum Gruseln.

Oft stand ich davor und überlegte, was ich daraus machen könnte, und mit der Zeit wuchsen in mir Vorstellungen, die sich jedoch im Laufe der Zeit seit 2008 immer wieder änderten. Jede Lösung wäre bestimmt schön geworden. Dann überrollten mich mehrfach Zweifel, ob ich mich wirklich auf dieses Abenteuer der Wiederbelebung eines Gebäudes einlassen sollte. Auch noch nach der Baugenehmigung, die ich als Odyssee in Erinnerung habe, war ich mir unsicher, ob ich dieses Vorhaben wirklich durchstehen will. Ich dachte, die Villa würde Diskussionen mit den beteiligten Behörden heraufbeschwören, aber nein, es war das Kutscherhaus. Denkmalschutz, Brandschutz und Nachbarschaftsschutz waren schwerlich zu vereinen, aber nach langem Ringen gelang es dann schließlich. Sanieren und Reanimieren ist eigentlich nicht meine Berufung. Der desolate Zustand, die ineffektive Kubatur und ungünstige Ausrichtung, um nur das Wesentliche zu nennen, ließen mich immer wieder von Neuem zurückschrecken. Ohne Beziehung zu einem Objekt, einem Ort oder Menschen kann ich nicht wirken. Aber irgendwann merkte ich, dass ich längst mitten drin war und die geistige Welt schenkte mir in einem Gespräch mit meiner Assistentin Joana Ragazinskaite den Geistesblitz, das Kutscherhaus als Schale und Zeuge einer vergangenen Epoche zu nutzen und drei eigenständige Körper, die unsere Zeit repräsentieren, hineinzustellen. Architektur ist für mich das äußere Spiegelbild unserer inneren Welt. Das jetzige Konzept bewahrt den Charakter des Kutscherhauses und gibt dem Neuen Raum einer eigenen Identität, die sich damit gleichsam vereinen und auch gegenüber stehen. Das hat mich überzeugt, die Herausforderung – Kutscherhaus – anzunehmen.

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